Daten auf einem Computer

Datenklau und Schadsoftware Zahl der Cyberangriffe auf Höchststand

Stand: 30.09.2020 16:42 Uhr

Die Cyberkriminalität nimmt zu: In 2019 stieg die Zahl der Angriffe auf einen Höchststand. Hauptziele waren Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, so das BKA. Auch die Corona-Krise nutzten die Cyberkriminelle für sich.

Die Zahl der Cyberangriffe ist weiter gestiegen und hat im vergangenen Jahr in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) mitteilte, stieg die von der Polizei registrierte Zahl der Vorfälle im Vorjahresvergleich um mehr als 15 Prozent auf insgesamt 100.514.

Hauptziele seien Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, weil dabei die höchsten kriminellen Gewinne zu erzielen seien. Die größte Bedrohung stellten laut BKA nach wie vor Angriffe mit sogenannter Ransomware dar. Dabei handelt es sich um Software, die Daten auf den angegriffenen Rechnern verschlüsselt und damit für deren Besitzer unbrauchbar macht.

Für die Entschlüsselung fordern die Täter demnach meistens einen Geldbetrag, der in der Regel in der Kryptowährung Bitcoins zu entrichten ist. Oftmals setzten die Täter zusätzlich auf eine Doppelstrategie, bei der zeitgleich auch noch vertrauliche Daten gestohlen würden, teilte das BKA bei der Präsentation des jährlichen Lagebilds zur bundesweiten Entwicklung der Cyberkriminalität mit. Anschließend drohten sie damit, die Informationen zu verbreiten.

Kopien von staatlichen Onlineseiten

Auch die aktuelle Corona-Pandemie nutzen Cyberkriminelle demnach für ihre Zwecke. Laut einer separaten BKA-Analyse für die Monate März bis August setzten sie unter anderem auf Internetseiten, die Onlineauftritte staatlicher Stellen etwa im Zusammenhang mit Corona-Soforthilfen kopierten. Sobald Nutzer dort Schaltflächen betätigten, installierte sich Schadsoftware auf ihren Rechnern. Auch falsche E-Mails, die angeblich von staatlichen Stellen oder Banken zum Thema Corona verschickt wurden, waren ein Mittel zur Verbreitung von Schadprogrammen.

Die Täter im Bereich Cybercrime seien in der Regel international vernetzt und hochprofessionell, betonte das BKA. Sie seien generell in der Lage, "flexibel" auf neue Gelegenheiten zu reagieren. Dies zeige sich auch bei Corona. Die deutsche Polizei ermittelte im vergangenen Jahr insgesamt 22.574 Tatverdächtige in Deliktbereich Cybercrime. Das war ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr 2018.

Schaden von mehr als hundert Milliarden Euro

Der finanzielle Schaden durch Computerkriminelle sei sehr hoch, warnte das BKA. Es verwies auf Schätzungen des Hightechbranchenverbands Bitkom, denen zufolge solche Angriffe die deutsche Wirtschaft im vorigen Jahr insgesamt mehr als hundert Milliarden Euro gekostet haben sollen.

Das BKA forderte Unternehmen und Bürger zugleich zu Vorsorge- und Abwehrmaßnahmen auf. Aktueller Virenschutz, sichere Passwörter sowie regelmäßige Datensicherungen gehörten dazu. Zudem sollten Nutzer bei E-Mails unbekannter Absender immer skeptisch sein. Im Fall von Erpressungen dürfe darüber hinaus niemals Geld gezahlt werden, betonte das BKA. Stattdessen sollten Betroffene möglichst schnell die Polizei alarmieren, damit diese auch ermitteln könne.

Mehr IT-Spezialisten werden benötigt

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) forderte als Konsequenz die Einstellung von mehr IT-Spezialisten bei den Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern. Die Entwicklung sei "besorgniserregend". Unter anderem müsse dafür Quereinsteigern der Eintritt in den Polizeidienst erleichtert werden, erklärte DPolG-Chef Rainer Wendt. Das BKA tue dies bereits. Notwendig seien zudem Gesetzesänderungen, etwa zur Überwachung der Kommunikation in den Messengerdiensten durch die Polizei.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. September 2020 um 13:00 Uhr.