Zehn Tipps für Remote 18.05.2020, 00:00 Uhr

Hätte ich nur daran gedacht!

Remote-Arbeit folgt anderen Regeln als die Arbeit vor Ort. Mit diesen Tipps gelingt die Remote-Arbeit.
(Quelle: Foto: Shutterstock / Vyacheslavikus)
Wer zum ersten Mal remote arbeitet, stellt rasch zwei Dinge fest. Erstens wird man durch Remote-Arbeit freier und unabhängiger, man ist weniger an einen Ort und eine Zeit gebunden. Zweitens bedarf es einer viel höheren Disziplin und Eigenverantwortung, wenn die Freiheit nicht im Chaos enden soll. Im Lauf der Zeit stellt sich die Erkenntnis ein, dass auch die Arbeit von zu Hause, aus dem Hotel oder dem Pool nicht ohne Regeln funktioniert – diese muss jeder für sich und auch im Team aber erst einmal finden. Praktischerweise hat das die dotnetpro schon für Sie gemacht und die zehn wichtigsten Grundsätze zusammengestellt.

1. Ein ruhiger Ort zum Arbeiten

Von zu Hause aus zu arbeiten klingt im ersten Moment fantastisch – oder furchteinflößend. Denn man befindet sich zu Hause eben nicht mehr im Büro, sondern ist viel näher am Alltag der Familie. Das heißt, dass auch die Hürde viel geringer ist, sich ablenken zu lassen – sei es, weil man den Kindern oder dem Partner einen Wunsch nicht abschlagen möchte, oder weil schlichtweg noch viel im Haushalt zu erledigen ist.
Deshalb lautet der erste Tipp, sich einen ruhigen Ort zum Arbeiten zu suchen. Das kann ein gesondertes Arbeitszimmer sein, in das Sie sich zurückziehen können. Das kann auch das Wohnzimmer sein, solange der ganzen Familie klar ist, dass dieses Zimmer bei geschlossener Tür nur im Notfall betreten werden sollte. Das kann auch im Garten sein oder an einem ganz anderen Ort. Wichtig ist letztlich nur, ruhig und konzent­riert arbeiten zu können.
Ungemein hilfreich sind dabei Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung, da sie helfen, auch in Umgebungen Ruhe zu erzeugen, wo es normalerweise eher lauter ist, beispielsweise im Zug, im Flugzeug oder im Café. Besonders praktisch sind hierbei kabellose Modelle, die aber wiederum über einen ausreichend dimensionierten Akku verfügen sollten, um zumindest einige Stunden für Ruhe zu sorgen.
Nicht zu vergessen ist bei all dem, dass der Arbeitsplatz auch stets ergonomisch ausgestattet sein sollte – was letztlich wieder gegen jeden Ort spricht, mit Ausnahme eines gesonderten Arbeitszimmers, in dem sich ein vernünftiger Bürostuhl und ein Schreibtisch unterbringen lassen. Doch manchmal ist es zumindest praktisch, auch an anderen Orten spontan arbeiten zu können.

2. Das Notebook im Zentrum

Um theoretisch von überall aus arbeiten zu können, darf nicht zu viel Hardware in Spiel sein. Das heißt, dass es durchaus sinnvoll ist, sich auf die Arbeit am Notebook zu beschränken. Wer mehrere Bildschirme, eine externe Tastatur und Maus und ähnliche Dinge gewohnt ist, wird es spätestens unterwegs schwer haben. Auch eine Dockingstation lässt sich unterwegs nur schwerlich nutzen, ganz abgesehen von dem Aufwand, sie zu transportieren.
Als Faustregel sollte gelten, dass alles das mitgenommen werden darf, was sich in einer Notebook-Tasche oder einem Notebook-Rucksack problemlos unterbringen lässt. Das umfasst zumindest das Notebook selbst, ein Tablet, alle Ladekabel, einen USB-Stick, gegebenenfalls Stromadapter für andere Länder, sonstige Adapter wie für verschiedene Beamer-Anschlüsse und eine Steckdosenleiste. Gerade Letzteres ist in vielen Hotels Gold wert, da selbst hochpreisige Häuser häufig nur ein oder zwei Steckdosen pro Zimmer aufweisen; dann ist es ärgerlich, nicht alle Geräte gleichzeitig laden zu können.
Auch Adapter sind wichtig, da nicht bei jedem Kunden oder auf jeder Konferenz USB-C und HDMI zur Verfügung stehen und man nicht darauf vertrauen kann, dass stets der Gastgeber darauf vorbereitet ist, Adapter zur Verfügung zu stellen. Wer unabhängig sein will und sich und seinem Umfeld unnötigen Ärger ersparen möchte, kümmert sich daher um seine eigenen Adapter.

3. LTE als Fallback

Apropos Hotel: Zwar bieten inzwischen nahezu alle Hotels WLAN an, doch schwankt dessen Qualität stark, je nach Anbieter. Häufig gibt es zudem ein sehr eingeschränktes und langsames WLAN kostenfrei, für die Premium-Variante wird hingegen viel Geld verlangt. Wer regelmäßig 15 bis 20 Euro pro Tag (sic!) bezahlt, um vernünftig arbeiten zu können, ärgert sich rasch über die unverschämte Preisgestaltung.
Abhilfe schafft hier ein Mobilfunkvertrag, der unbegrenztes LTE-Volumen enthält, sodass man im Zweifelsfall nicht auf das WLAN vor Ort angewiesen ist. Selbst bei vielen Kunden ist es hilfreich, auf LTE zurückgreifen zu können, da dies den Aufwand mit Vouchern und ähnlichen Umständen ersparen kann.
Ein entsprechender Mobilfunkvertrag ist nicht ganz billig – wer aber viel unterwegs ist, für den lohnt es sich trotzdem. Als netter Nebeneffekt ist in den entsprechenden Verträgen in der Regel auch direkt eine unbegrenzte Flatrate für alle Netze enthalten, sodass man auch beim Telefonieren nicht mehr auf Zeit oder die angerufene Nummer achten muss.

4. Die richtige Software

Wer remote arbeitet, muss sich über kurz oder lang mit anderen austauschen. Dazu gibt es vielerlei Software, doch häufig wird hier am falschen Ende gespart. Was abgesehen von einem zeitgemäßen E-Mail-Client auf jeden Fall zur Verfügung stehen sollte, ist eine Chat-Lösung à la Slack und eine gute Videotelefonie- und Meeting-Lösung wie Zoom.
Diesen Produkten ist anzumerken, dass sie im 21. Jahrhundert von Softwarehäusern entwickelt wurden, die selbst remote arbeiten und die Denkweise des Webs und der Cloud verstanden haben. Hingegen sind gerade in Unternehmen häufig noch altmodische und umständliche Werkzeuge wie GoToMeeting oder Cisco WebEx anzutreffen. Diese Produkte mögen seit Jahren etabliert und im Einsatz sein – zeitgemäß sind sie nicht mehr, ganz zu schweigen davon, dass sie bei der regelmäßigen Nutzung eher lästig als hilfreich sind.
Auch ansonsten ist darauf zu achten, dass sämtliche Software lokal oder über das Internet funktioniert. Das klassische freigegebene Laufwerk, auf dem sich beispielsweise wichtige Dokumente befinden, ist dabei ein Tabu. Am einfachsten funktioniert das, wenn Software tatsächlich lokal ausführbar oder über das öffentliche Netz erreichbar ist – ein VPN hilft zur Not aber auch. Doch auch hier gilt, dass man den Komfort für regelmäßige Nutzer sehr hoch bewerten sollte; die meisten VPN-Lösungen fühlen sich eher wie eine Hürde an und nicht wie eine Hilfe.

5. Eine feste Tagesstruktur

Die Arbeit von zu Hause oder unterwegs führt, wie anfangs erwähnt, rasch zu dem Gefühl, nicht nur orts-, sondern auch zeitunabhängig zu sein. Prinzipiell stimmt das auch. Doch muss man sich hüten, ungeplant in den Tag hineinzuleben. Allzu schnell ist nämlich ein halber oder ein dreiviertel Tag vergangen, ohne dass man mit der Arbeit begonnen hätte. Gerade Netflix und Co. können unerwartet verführerisch sein.
Deshalb hilft es, eine feste Tagesstruktur zu planen, das heißt, Zeiten festzulegen, die der Arbeit vorbehalten sind. Das muss sich nicht mit den aus dem Büro bekannten Zeiten decken – aber der Zeitplan sollte eine gewisse Regelmäßigkeit aufweisen.
Ebenso hilfreich ist, sich morgens oder am Abend des Vortags eine Liste mit all den Dingen zu machen, die zu erledigen sind. So behält man nicht nur einfach den Überblick, sondern sieht im Lauf des Tages auch nach und nach Fortschritte, wenn immer mehr Aufgaben abgehakt oder durchgestrichen worden sind.

6. Fragen gut vorbereiten

Natürlich wird sich auch im Homeoffice oder unterwegs die Situation ergeben, dass man einmal nicht weiterkommt und an einem Problem hängen bleibt. Anders als im Büro ist dann aber niemand von den Kolleginnen und Kollegen direkt greifbar, der/die Rat und Unterstützung geben könnte. Selbstverständlich liegt es in einem solchen Fall nahe, zum Telefon zu greifen, doch weiß man nie, aus welchen Gedanken man das Gegenüber gerade reißt.
Besser ist es daher, über den Chat nachzufragen – und im Idealfall dabei nicht eine Person gezielt anzuschreiben, sondern eine Gruppe. Das steigert nicht nur die Wahrscheinlichkeit, zügig eine Antwort zu erhalten, sondern verhindert auch, dass einzelne Personen zum Flaschenhals werden. Außerdem sind Fragen und die Antworten darauf häufig durchaus auch für andere interessant, sodass sich auf diesem Weg das Wissen auch gleich direkt verteilt.
Da die Kommunikation unter Umständen asynchron ablaufen wird, ist es sinnvoll, die gleichen Regeln anzuwenden wie bei Fragen auf Community-Plattformen wie Stack Overflow. Das heißt, dass es der Antwortende einfach haben soll, indem die Frage entsprechend vorbereitet wird. Nichts ist (für einen selbst) ärgerlicher, als nach einigen Stunden des Wartens lediglich eine Gegenfrage zu erhalten, weil die ursprüngliche Frage nicht präzise genug war. Zu einer guten Frage gehört daher nicht nur die Frage selbst, sondern sie umfasst auch Hintergründe, beispielsweise was man bereits selbst versucht hat, welche Ansätze man verworfen hat oder welche Schritte zum Reproduzieren des Fehlers erforderlich sind. Auch wenn es zunächst mehr Aufwand ist, eine Frage so aufzubereiten, dass keine Rückfragen kommen (müssen): Es lohnt sich, denn es spart allen Beteiligten Zeit und führt schneller zu einer passenden und daher hilfreichen Antwort. Die Regel lässt sich wie folgt zusammenfassen: „Mach es dem Antwortenden so angenehm und so leicht wie möglich.“
Außerdem gilt, im Fall einer ausbleibenden Antwort nicht zu drängeln, sondern sich in Geduld zu üben. Aktives Nachfragen führt eher dazu, dass eigentlich hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen sich eher genervt fühlen, was letztlich wie ein Bumerang zum Fragenden zurückkommt.

7. Schriftliche Kommunikation richtig deuten

Wer zunehmend remote arbeitet, verlagert die Kommunikation über kurz oder lang zunehmend in den Chat. Ständig zu telefonieren ist nicht nur kontraproduktiv für die Angerufenen, sondern ist auch viel zeitaufwendiger als eine Nachricht im Chat, die asynchron beantwortet werden kann. Allerdings hat schriftliche Kommunikation auch ihre Tücken: Da Gestik, Mimik und der Tonfall fehlen, muss man die Aussage eines Satzes ausschließlich aus dem Text selbst herauslesen. Das kann mitunter schwierig sein, wenn nicht nur rein sachliche Informationen ausgetauscht werden. Wenn Sie nach dem Statuscode für eine nicht gefundene Webseite fragen und als Antwort 404 erhalten, ist das unmissverständlich. Doch was ist mit dem Satz:
> 404 ... siehe Google ;-)
Ist das nun ein freundlich gemeinter Hinweis, beim nächsten Mal zunächst selbst die Suchmaschine zu bemühen, weil der Antwortende davon ausgeht, dass man vielleicht noch gar nicht auf diese Idee gekommen ist, und er tatsächlich nur helfen will? Oder ist das eine genervte Antwort, weil man zum wiederholten Male nach einer aus Sicht des Antwortenden leicht auffindbaren Information fragt? Oder ist Google gerade down, und es ist als ironische Anspielung auf die Realität zu sehen?
Auch das angefügte Smiley macht das Verständnis nicht einfacher. Kennt man das Gegenüber etwas besser, gelingt es meistens, die tatsächliche Absicht zwischen den Zeilen herauszulesen, da man weiß, wie die- oder derjenige die Aussage auch in einem persönlichen Gespräch meinen würde, doch so oder so bleibt stets Raum für Missverständnisse.
Wer einen Satz als vorwurfsvoll oder beleidigend empfindet, ist gut beraten, zunächst nachzufragen. Ein schöner Leitsatz dafür lautet: „Du darfst beleidigt sein, aber erst wenn du nachgefragt hast.“

8. Persönliche Probleme persönlich besprechen

Sollte es tatsächlich zu Missverständnissen im Chat kommen, ist es meist schwierig, diese auch im Chat beizulegen. Ist erst einmal eine problematische Situation entstanden, ist es meist besser, diese möglichst persönlich zu besprechen. Da bei Remote-Arbeit ein persönliches Treffen meist nicht ohne Weiteres möglich ist (schon gar nicht kurzfristig), ist das Telefon dafür häufig die beste Alternative.
In einem persönlichen Gespräch lassen sich Missverständnisse viel einfacher und besser klären als schriftlich, wo meist nur ein Wort zum nächsten führt. Wenn also als allgemeine Regel gilt, das Telefon zugunsten des Chats möglichst zu meiden, gilt bei einem zwischenmenschlichen Konflikt genau das Gegenteil. Es gilt außerdem, nicht im Affekt zurückzuschreiben. Als Faustregel kann hier gelten: „Niemals etwas versprechen, wenn man hoch erfreut ist, und niemals ­etwas kritisieren, wenn man verärgert ist.“

9. Rituale einführen

Um sich besser kennenzulernen, erfordert Remote-Arbeit durchaus etwas Kreativität. Da der persönliche Kontakt und zufällige Treffen auf dem Flur oder in der Kaffeeküche fehlen, gilt es, einen adäquaten Ersatz zu finden. Dazu eignen sich Rituale gut, die man im Team gemeinsam leben kann.
Dazu zählt beispielsweise die Möglichkeit, an einem Tag der Woche morgens mit einem gemeinsamen Frühstück per Videochat zu starten. Macht man das beispielsweise immer an einem Montag, bietet sich als Einstieg ins Gespräch das Wochenende an: Wer hat was gemacht, wer hat was erlebt, und so weiter. Alternativ ist zum Beispiel auch ein Flurfunk-Meeting per Videochat denkbar, etwa jeden zweiten Tag um 13 Uhr. Der Möglichkeiten gibt es viele.
Unterm Strich lässt sich sagen, dass es im Grunde genommen egal ist, wofür Sie sich entscheiden, solange Sie zwei Regeln befolgen: Man sieht sich per Video, da das mehr Nähe erzeugt als nur ein geteilter Bildschirminhalt, und man spricht nicht notwendigerweise über die Arbeit. Es ist völlig in Ordnung, sich auch über die Arbeit auszutauschen, aber persönliches Interesse an anderen Menschen geht doch weiter, als sich nur auf das Berufliche zu beschränken.

10. Ein Tablet für das Restaurant

Zu guter Letzt noch ein Tipp für jeden, der viel unterwegs ist: Wenn Sie in einer fremden Stadt unterwegs sind, beispielsweise weil Sie bei einem Kunden vor Ort arbeiten, werden Sie häufig alleine frühstücken und zu Abend essen. Das ist meistens etwas langweilig. Hier empfiehlt es sich, außer einem Notebook auch ein Tablet auf Reisen mitzu­nehmen, das Sie nutzen können, um während des Essens zu lesen.
Damit es genug Lesestoff gibt, empfehlen sich zum einen die obligatorischen E-Books, zum anderen aber auch Webseiten, die man im Lauf der Zeit sammelt. Wer beispielsweise regelmäßig Twitter oder Hacker News [1] aufsucht, findet immer wieder spannende Webseiten, für die man aber in genau dem Moment keine Zeit hat. Wenn Sie diese in einer Lese­liste speichern, können Sie diese Liste bei einem Restaurantbesuch nach und nach abarbeiten. Manche Seiten werden sich dann vermutlich als doch nicht so spannend wie erhofft darstellen, aber es wird genügend interessantes Material geben, das zu lesen sich lohnt.

Fazit

Die Arbeit remote, sei es im Homeoffice oder unterwegs, gestaltet sich anders als die in einem festen Büro. Sie bietet mehr Freiheiten, fordert aber auch mehr Disziplin. Wer dabei effektiv und effizient sein will, der sollte eine Handvoll Regeln befolgen.
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