Interview 16.06.2022, 07:00 Uhr

"Als alter Desktop-Hase wünsche ich mir Neuerungen bei Windows Forms und WPF."

Blazor, C# und WPF sind die Lieblingstechnologien von Christian Giesswein. Zu diesen hält er auf auf der Developer Week Vorträge. dotnetpro sprach mit ihm über seine Einschätzung zur Entwicklung von .NET.
(Quelle: Christian Giesswein)

NET 7 soll dieses Jahr noch kommen. Verglichen mit .NET 6: Gefällt dir die Entwicklung, die .NET erfährt?

Christian Giesswein: Die Entwicklung von .NET wird zu unserem Glück nicht aufhören und geht unermüdlich weiter. Jedes Jahr ein neues Release bedeutet natürlich jedes Jahr etwas Neues – das ist etwas, an das wir uns langsam gewöhnen dürfen oder auch müssen.
Mit .NET 7 werden nach aktuellem Informationsstand keine bahnbrechenden Änderungen auf uns zukommen, aber es wird wieder einmal einiges an Feinschliff rund um unser geliebtes Framework geben. Egal ob es wieder Verbesserungen der Runtime sind, oder aber, dass wir endlich mit einem stabilen Release von MAUI konfrontiert werden – die Reise ist und bleibt spannend.

Siehst du Defizite? Wo müsste Microsoft mehr tun?

Christian Giesswein: Als alter Desktop-Hase würde ich mir natürlich wünschen, dass gerade bei den Alttechnologien wie Windows Forms oder WPF endlich auch Neuerungen ins Haus stehen. Aber gerade da merkt man das Desinteresse seitens Microsoft. Ein klares Statement würde hier so einiges erleichtern in meinen Augen.

Auf der Developer Week 22 hältst du eine vierstündige DevSession über .NET 7. Was dürfen wir erwarten?

Christian Giesswein: Ich strebe in der DevSession einen Rundumschlag an. Es gilt Leute abzuholen, die immer noch mit dem alten .NET Framework arbeiten, und gleichzeitig auf die Neuerungen von .NET 7 und auch C# 11 einzugehen.
Die Kunst ist es - und ich hoffe es gelingt mir wieder - in ein paar Stunden einfach jede Entwicklerin und jeden Entwickler abzuholen und aufzuzeigen: Das ist .NET im Jahr 2022! Einblicke in das Tooling, das Framework und auch die Möglichkeiten, Anwendungen zu schreiben mit den neuesten Plattformen wie MAUI oder Blazor Hybrid zum Beispiel.

Mit jeder neuen Version von .NET kommt auch eine der Sprache C#. Gibt es ein Feature der aktuellen C#-Version, auf das du gern verzichten kannst?

Christian Giesswein: Verzichten? Nein – jedes Feature hat so seine Berechtigungen in meinen Augen – ob es alltagstauglich ist, ist wohl eher die Frage. Klar kann ich heute auf dem Stack so einiges treiben, doch muss ich schon ein tiefes Verständnis von der Runtime haben, um auch das Optimum herausholen zu können.

Fehlt dir noch ein Feature oder bist du der Meinung, dass C# komplett ist?

Christian Giesswein: Gerade C# 11 hats wieder gezeigt: Die NULL-Prüfung ist ein leidiges Thema und es gab ja bereits Ansätze in einer Vorschauversion von C# 11 wie dies zu vereinfachen wäre (Anmerkdung: siehe die Kolumne von Christian NETirol in der dotnetpro. Die Redaktion). Doch leider wurde dieses Feature wieder gekippt und entfernt. Daran sieht man auch die Agilität von Microsoft – Features kommen - vielleicht und gehen - vielleicht.

Du hältst noch einen Workshop zu Blazor, also der Möglichkeit, mit C# für das Web zu entwickeln. Was lernen die Teilnehmer darin?

Christian Giesswein: Mit Blazor Hybrid sind wir nicht nur im Web, sondern mittlerweile auch auf dem Desktop angekommen. Ein Workshop-Teilnehmer weiß im Anschluss ganz genau, wie Blazor im Grundsatz funktioniert, wie man Anwendungen im Web oder auch für den Desktop bauen kann und welche Möglichkeiten Blazor heute für die Anwendungsentwicklung bietet.
In meinen Augen sowohl ein Thema als auch ein Framework, das durchaus alltagstauglich und für die breite .NET-Masse gedacht ist. Also für diejenigen, die vor der Frage stehen: Wie geht die Anwendungsentwicklung weiter? Ein knackiger Einstieg und der notwendige Boost, um anschließend zu entscheiden, ob Blazor in ihrem/seinem Unternehmen Möglichkeiten öffnet, die man bislang nicht gesehen hat.
Christian Giesswein hat Wirtschaftsinformatik in Wien studiert und entwickelt seit seiner Kindheit mit .NET. Er spricht seit Jahren im deutschsprachigen Raum über .NET, die CLR und insbesondere über WPF. In Österreich hat er seine Firma "Giesswein Software-Solutions" (www.software.tirol) gegründet und entwickelt Software in den österreichischen Alpen.
Developer Week ist die große Entwicklerkonferenz in Nürnberg. Fünf Tage lang können sich Softwareentwickler zu Themen wie Architektur, .NET, Web, Datenbanken oder Softskills fortbilden. 150 Sprecher, 30 Themenstränge, DevSessions und Workshops formen das Programm. Sie findet dieses Jahr vom 4. bis 8. Juli statt.


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