Editorial 16.07.2018, 00:00 Uhr

GitHub kauft Microsoft

Wie bitte? Das ist doch falsch herum? Richtig muss es doch heißen: „Microsoft kauft GitHub“, oder?
In der Tat hat Microsoft für angeblich 7,5 Milliarden US-Dollar die Repository-Plattform übernommen. Trotzdem stellt sich die Frage, wofür das Geld bezahlt wurde. Um den vielen Microsoft-Quellcode, der auf GitHub liegt, wieder unter die eigenen Fittiche zu nehmen? Um den Namen GitHub verschwinden zu lassen, wie das gerade bei der Übernahme von Monsanto durch Bayer passiert ist? Oder um in der Open-Source-Community endlich als vollwertiges Mitglied anerkannt zu werden? Dieses Parkett ist zwar nicht neu für Microsoft, doch die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in den Marktbestimmer ist hier nicht gefestigt.

Sollte Microsoft je eine Beschränkung einführen,
wäre GitHub aber sowas von tot.

Das Wort „Vertrauen“ wird aus dem Grund in diesen Tagen sehr oft bemüht: „GitHub genießt ein kleines Vertrauen, Microsoft keines“, zischelt es durch die Twitter-Facebook-Sphäre.
Microsoft genießt kein Vertrauen, obwohl Firmenchef Satya Nadella schon so viel bewirkt hat? Von der Closed Source Company hat er Microsoft hin zur Geben-und-nehmen-Firma geführt. Statt für jedes Byte bezahlen zu müssen, kann die Community nun die Open-Source-Projekte nutzen und deren Weiterentwicklung mitsteuern. Microsoft hat diese Öffnung immens gutgetan, und die Bezeichnung „das böse Imperium“ wird inzwischen eher Firmen wie Apple, Amazon oder Google zugedacht.
Wenn sie GitHub wirklich weiter GitHub sein lassen, wird alles gut. Sollten sie aber begehrliche Blicke auf die privaten Repositories werfen, fliegt ihnen das Ganze um die Ohren.
Ich denke, dass Satya um seine Verantwortung für die Open-Source-Commu­nity und GitHub weiß. Insofern diktiert hier die kleine Firma GitHub dem Riesen Microsoft mit der Hilfe des Marktes, wie er weiter verfahren muss. Und deshalb ist die Frage, wer wen gekauft hat, durchaus berechtigt.
In eigener Sache: Die dojos gehen in die Sommerpause. Der Grund liegt darin, dass dojo-Großmeister Stefan Lieser an einem Buch schreibt und sich ein halbes Jahr als dojo-Sabbatical ausbedungen hat. Um die Weihnachtszeit soll es wieder weitergehen mit den spannenden Aufgaben und deren Lösungen.
Viele gute Erkenntnisse dank dotnetpro wünscht Ihnen
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro
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