Interview mit Golo Roden 24.09.2009, 00:00 Uhr

"Jede Checkbox fordert vom Benutzer eine Entscheidung"

Was, wenn Sie als Entwickler plötzlich doch ein User Interface gestalten müssen? Wie wird das ganze dann für den Benutzer optimal bedienbar? Golo Roden gibt Ihnen in seinem Vortrag auf der prio.conference 2009 wichtige Regeln und Hilfen an die Hand, die Ihnen in so einer Situation garantiert weiter helfen.
dotnetpro: Golo, Dein Vortrag heißt "Von der Idee zur fertigen UI - für Entwickler". Was wirst du den Teilnehmern erzählen?
Golo Roden: Die meisten Entwickler sind keine guten Designer – und sie wollen auch gar keine sein. Für Entwickler sind Designer kreative Künstler, und das passt mir ihrer eigenen logischen, analytischen und systematischen Welt nicht zusammen. Gerade bei kleineren Entwicklungen besteht aber häufig gar nicht die Möglichkeit, einen dedizierten Designer zu beschäftigen – auf der anderen Seite wird eine schicke UI aber immer wichtiger, nicht zuletzt auf Grund von Technologien wie Silverlight und WPF. Deshalb will ich speziell den Entwicklern einige Regeln an die Hand geben, mit denen auch sie gute UIs entwickeln können: Durchdachte und intuitiv bedienbare UIs.

Heißt das, dass du dann theoretische Betrachtungen vorstellst?
Golo Roden: Einige theoretische Grundlagen werden enthalten sein. So gehe ich beispielsweise auf das sogenannte „Program Model“ und das „User Model“ ein, die eine Anwendung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, und auf die Frage, wie diese beiden miteinander in Einklang gebracht werden können. Letztlich ist es nämlich genau das, was eine gute UI ausmacht: Die Vereinbarkeit von Program und User Model. Es wird aber nicht nur Theorie geben ...

Sondern?
Golo Roden: ... sondern auch einen großen Schwerpunkt auf Praxis. Schließlich sollen die Teilnehmer auch etwas Greifbares mitnehmen, was sie direkt im Anschluss nutzen können, um bessere UIs zu entwickeln. Die Spannbreite der Beispiele reicht dabei von klassischen Desktop- bis hin zu modernen Webanwendungen. Es dürfte also für jeden etwas dabei sein.

Kannst du ein konkretes Beispiel nennen, das die Teilnehmer als Lebenshilfe mitnehmen?
Golo Roden: Entwickler neigen dazu, ihre Anwendungen konfigurierbar zu machen und dem Benutzer zahlreiche Optionen und Einstellmöglichkeiten anzubieten. Aus Sicht des Entwicklers mag dies durchaus Sinn ergeben, aus verschiedenen Gründen, aber von einem Benutzer erfordert jede Checkbox, jeder Radiobutton und jeder Dialog eine Entscheidung. Und genau dazu sind viele Benutzer nicht bereit, manchmal sogar gar nicht in der Lage dazu. Weniger ist hier also in der Regel mehr: „Convention over Configuration“ lautet das Motto.

Gehst du auch auf die Architektur einer UI ein?
Golo Roden: Die Frage ist, wie man den Begriff „Architektur“ definiert: Wenn Du dies aus technischer Sicht meinst und beispielsweise auf Patterns wie MVC, MVP und MVVM anspielst – dann nein. Wenn Du es aber im Hinblick auf die Herangehensweise meinst, wenn also die Frage, wie man vorgehen sollte und wie man eine UI evolviert, gemeint ist, dann kann ich das eindeutig mit „Ja“ beantworten.
Zur Person:

Golo Roden, geboren 1978 in Wiesbaden, lebt seit dem Jahr 2005 in Freiburg im Breisgau und ist als Chefentwickler für die Firma Lexware tätig. Er begann bereits im Alter von zwölf Jahren zu programmieren, damals noch in Basic und Assembler. Seit 2001 beschäftigt er sich mit C# und .NET und verwandten Technologien wie SQL Server und IIS, seit 2005 ist er zweifacher Microsoft Certified Professional (MCP) für ASP.NET und Windows Forms.

Im April 2008 wurde sein erstes Buch veröffentlicht, Auf der Fährte von C#. Außerdem schreibt er als regelmäßiger Autor für die dotnetpro, gelegentlich aber auch für andere Fachzeitschriften wie das MSDN Magazin. Zudem spricht er auf Konferenzen wie der Basta! oder den ASP Days. Seine Schwerpunkte liegen dabei auf Software Engineering, Applikationsarchitektur, Infrastruktur und Webtechnologien im Allgemeinen.

Einen großen Teil seiner Zeit widmet er den Communityprojekten guide to C#, codeparser.net, SearchHi.NET und myCSharp.de. Auf Grund seines Engagements für die Microsoft-Community guide to C# ist er seit 2003 zudem Mitglied des Microsoft CLIP-Programms. Außerdem bloggt er regelmäßig unter Des Eisbären Blog.

Golo ist verheiratet, hat einen Collie wie auch eine Schwäche für Eisbären und beschäftigt sich in seiner Freizeit mit elektronischer Musik, Schach, Speedskating und Kochen.


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