21.07.2015, 00:00 Uhr

Wie der gesunde Menschenverstand in die Pleite führt

Wer die Aufwände für ein Projekt schätzt und hofft dass sich die Fehler gegenseitig aufheben, verhält sich wie ein Spieler und hat noch dazu meist schlechte Karten.
Gut dass es die Statistik gibt. Damit kann man das Eintreffen von Ereignissen vorhersagen. Beispielsweise das Wetter. In diesem Fall weiß jeder aus eigener Erfahrung, dass die Vorhersagen ziemlich daneben liegen können. Anders sieht es aus, wenn der Nicht-Mathematiker das in seinen "gesunden Menschenverstand" eingeflossene Statistik-Wissen selbst anwendet. Dann vertraut er seinen Vorhersagen und kann sogar andere davon leicht überzeugen -- gesunder Menschenverstand eben. Ralf Westphal hat ein Beispiel dafür durchgespielt.
Man wirft eine Münze. Kommt Kopf, muss man einen Euro zahlen, kommt Zahl erhält man einen Euro. Die Frage: Wie hoch ist der Kontostand nach 50 Würfen. Der gesunde Menschenverstand sagt: Nahe 0 Euro, die Wahrscheinlichkeit beider Ereignisse liegt schließlich jeweils bei 50 Prozent. Ralf Westphal hat das Szenario durchgespielt und man denkt gleich wieder an den Wetterbericht: Er hat gestimmt, es war überall schön, nur wir hatten dieses Unwetter.
Was hat das ganze mit Software zu tun? Das Abschätzen von Aufwänden bei der Softwareentwicklung folgt genau dieser Annahme: Die Schätzfehler werden sich gegenseitig aufheben. Selbst bei 50:50 Chancen wie im Münzwurf-Beispiel ergeben sich immer wieder hohe Verluste. Die Krux: Die Statistik sagt, die Ergebnisse heben sich bei sehr vielen Würfen gegenseitig auf. 50 sind nicht sehr viele, 500 auch nicht 5000? Kann sein, muss aber nicht und wehe, wenn die Chancen schlechter stehen.



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