Konferenz 09.06.2025, 08:00 Uhr

DWX hakt nach: Ist Gamification nicht nur eine Spielerei?

Roman Rackwitz zeigt auf der Developer Week, wie man Software baut, die Nutzer:innen motiviert, ohne wie ein Spiel zu wirken. Im Interview gibt er einen Einblick in seinen Ansatz.
(Quelle: Roman Rackwitz)
Roman Rackwitz zählt zu den weltweit führenden Köpfen im Bereich Gamification. Bereits 2012 wurde er als einer der Top-10-Experten weltweit ausgezeichnet. Mit seiner Denkschule der „non-Skinnerian Gamification“ berät er Regierungen und Unternehmen rund um den Globus. Sein Ziel: Verhaltensdesign, das echte Motivation schafft. Auf der DWX Developer Week stellt er in seiner Session „Gamification ohne Spielerei – Wie man Nutzer zu echten Anwendern macht“ neue Wege vor, Software erlebbar zu machen.
Was ist der häufigste Irrtum, den du in Gesprächen über Gamification erlebst – besonders bei Softwareentwickler:innen?
Roman Rackwitz: Gamification = Punkte, Badges, Leaderboards.
Entwickler:innen verwechseln oft extrinsische Belohnungsmechanismen mit echter Motivation. Sie bauen Punkte ein, weil sie denken, das mache eine Anwendung spielerisch oder motivationsfördernd. Doch was sie bauen, ist ein Skinner’sches Belohnungssystem anstatt Gamification.
Der größte Irrtum ist: Gamification bedeutet nicht, Spielmechaniken nachzubauen. Es bedeutet, ein System zu designen, in dem Motivation sich aus der Aktivität selbst speist. Dafür braucht es Verständnis für psychologische Grundbedürfnisse und nicht nur Code für Punktevergabe.
Wie gelingt es, Gamification so in Anwendungen zu integrieren, dass sie sich nicht wie ein Spiel anfühlt, aber dennoch motivierend wirkt?
Roman: Indem du nicht versuchst, ein Spiel zu bauen, sondern ein Umfeld für Fortschritt, Autonomie und Herausforderung zu schaffen.
Gute Gamification ist unsichtbar. Sie gibt Nutzer:innen das Gefühl, besser zu werden und nicht, belohnt zu werden als Kompensation. Das gelingt mit Prinzipien wie:
  • Progression statt Perfektion: Fortschritt sichtbar machen - ohne ständiges Belohnen.
  • Selbstwirksamkeit fördern: Nutzende steuern ihre Reise selbst.
  • Friktion gezielt einsetzen: Mini-Herausforderungen, die Fokussierung auslösen.
Wenn sich eine Anwendung wie ein Spiel anfühlt, ist sie meist falsch gamifiziert. Wenn sie sich herausfordernd, fokussierend und belohnend durch Fortschritt anfühlt, dann ist sie richtig gebaut.
Welchen ersten kleinen Schritt empfiehlst du Entwickler:innen, um Gamification gezielt in ein bestehendes Projekt zu bringen?
Roman: Mach ein Mini-Audit. Stelle dir drei Fragen zum Verhalten der User:
  • Was ist das gewünschte Verhalten?
  • Was hindert aktuell daran?
  • Welche kleine Friktion könnten Fokus und Motivation steigern?
Danach wähle eine einzige Intervention. Zum Beispiel:
  • Entwicklungspfad mit klar definierten Kompetenzstufen.
  • Ein Feedbackritual, das Fortschritt sichtbar und bedeutsam macht.
Starte klein. Optimiere für Bedeutung, nicht für Sichtbarkeit. Gamification beginnt mit Kontext und nicht mit Features.
Wer ausführlich lernen will, wie Gamification als fundierter Designansatz funktioniert, sollte Romans Vortrag am Mittwoch, 2. Juli 2025, um 13:30 Uhr auf der DWX Developer Week besuchen. Mehr Informationen unter www.developer-week.de.


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