Low-Code 19.04.2022, 09:11 Uhr

Warum Low-Code-Entwicklung alternativlos ist

Der Markt der Softwareentwickler ist wie leergefegt. Wer aber der Weiterentwicklung seiner Systeme bedarf, muss sich nach Alternativlösungen umsehen.
(Quelle: dotnetpro)
Der Bedarf an Apps und Anwendungen ist in den vergangenen Jahren massiv angestiegen – und eine Trendwende nicht in Sicht. Eine Situation, die Entwicklungsabteilungen in vielen Unternehmen an ihre Grenzen bringt: Die Arbeit am aktuellen Projekt ist noch längst nicht abgeschlossen, schon werden neue Ideen von der Geschäftsführung in die Pipeline gegeben, bitten Kollegen um neue Funktionen für die genutzten Unternehmenssysteme oder machen auf Fehler aufmerksam, die möglichst schnell behoben werden müssen. Das Ergebnis: Der Backlog wächst kontinuierlich an und die aufgeschobenen Entwicklungen hemmen Agilität und Innovationskraft des Unternehmens.

Schöne schnelllebige Softwarewelt

Eine kritische Situation, die nicht zuletzt dadurch verschärft wird, dass sich die Art und Weise, wie Software weiterentwickelt und bereitgestellt wird, in den vergangenen Jahren drastisch verändert hat. Während noch vor zwanzig Jahren durchschnittliche Lebenszyklen von fünf bis sieben Jahren für Unternehmenssoftware völlig normal waren, haben sich die Erwartungen der Nutzer in Zeiten von Smartphone und Tablet eklatant verändert. Entwicklungsteams müssen Aktualisierungen und Erweiterungen in deutlich kürzeren Zyklen bereitstellen, nicht selten sogar im Abstand von Wochen oder Tagen, sonst läuft die Lösung Gefahr, innerhalb weniger Jahre, vielleicht sogar Monate zu Legacy zu werden.
In jedem Fall aber häufen Unternehmen, die Software nicht in entsprechenden Zyklen aktuell halten, einen wachsenden Berg an sogenannten „technischen Schulden“ an: erforderliche Aktualisierungs- oder Wartungsmaßnahmen, die aufgeschoben werden, wodurch sich jedoch in der Zukunft umso gravierendere negative Folgen ergeben, beispielsweise gefährliche Sicherheitslücken.

Fachkräfte sind Mangelware

Die naheliegende Lösung wäre da natürlich, die vorhandenen Ressourcen einfach aufzustocken und so dem wachsenden Bedarf an Software sowie zunehmenden technischen Schulden Herr zu werden. Doch der anhaltende Fachkräftemangel erschwert die Einstellung qualifizierter Softwareentwickler. In einer OutSystems-Befragung von 2020 gaben 74 Prozent der Unternehmen, die bezüglich ihrer Agilität ohnehin Nachholbedarf haben, an, es sei „schwierig“ bis „sehr schwierig“, neue Entwickler zu finden und einzustellen. Gerade gegenüber großen, renommierten Konzernen mit entsprechender Finanzkraft und Reputation haben reguläre Unternehmen im Rennen um die raren Talente nicht selten das Nachsehen.
Dieser Wettstreit wirft derweil seine Schatten auch auf bestehende Softwareabteilungen. Gelockt von Angeboten anderer Unternehmen wechseln Entwickler heute immer schneller ihre Arbeitgeber. Verlässt ein Entwickler jedoch eine Stelle, hinterlässt er nicht nur eine Kapazitätslücke, sondern nimmt auch sein Wissen zu den entwickelten Lösungen mit. In der Folge verwaist die zurückgelassene Software.
Natürlich trägt auch der demographische Wandel seinen Teil zum Fachkräftemangel bei. Die meisten entwickelten Ländern, insbesondere aber Deutschland, werden den Mangel an qualifizierten Spezialisten in den kommenden Jahren noch deutlicher zu spüren bekommen. Schon heute versuchen Politik und Wirtschaft daher, dem entgegenzuwirken, indem beispielsweise Schüler und Studenten immer stärker dazu animiert werden, programmieren zu lernen. Eine kurzfristige Entlastung am umkämpften Arbeitsmarkt ist durch diese Maßnahmen jedoch nicht zu erwarten.

Mehr Produktivität für bestehende Teams durch Low-Code

Vielen Unternehmen bleibt daher derzeit nur eine Möglichkeit: dem steigenden Entwicklungsbedarf mit ihren bestehen Teams begegnen. Damit Backlogs dennoch abgearbeitet und technische Schulden beseitigt werden können, muss alternativ die Effizienz der bisherigen Prozesse deutlich erhöht werden. Dazu gehört, Abläufe zu beschleunigen und Entwickler von zeitaufwendigen Standardaufgaben zu entlasten. Eine Möglichkeit dazu besteht in der vermehrten Nutzung von Low-Code-Technologie.
Entsprechende Entwicklungsplattformen ermöglichen die Anwendungserstellung auf Basis visueller Modellierung: Die einzelnen Benutzeroberflächen werden visuell zusammengestellt, indem erforderliche Bedienelemente wie Anzeigen, Listen, Checkboxen, Pop-ups oder Drop-down-Menüs per Drag-and-Drop an ihre jeweilige Position gezogen werden. Miteinander verbunden werden die Ansichten über Links wie die Seiten einer Website.
Die dahinterstehende Funktionalität und Prozesslogik wird im Anschluss ebenfalls in visueller Weise definiert und mit den Bedienelementen verbunden. So lässt sich für ein Element beispielsweise per Rechtsklick auswählen, aus welcher Quelle die zu verarbeitenden Daten eingespielt werden sollen, etwa von einer REST-Schnittstelle zu einer anderen Lösung. Die eigentliche Programmierung dieses Ablaufes wird automatisiert durch die Low-Code-Plattform bewerkstelligt. Je nach genutzter Entwicklungslösung entsteht so am Ende durchaus echter, auf Standards basierender Softwarecode, der bei Bedarf von den Entwicklern bis auf die Ebene einzelner Codezeilen hin angepasst werden kann.
In einigen Fällen können dabei nicht nur die Entwicklungsprozesse selbst, sondern auch weitere Stufen des Lebenszyklus einer Anwendung automatisiert werden, darunter etwa Test- und Prüfprozesse oder kontinuierliche Maßnahmen zur Aktualisierung und Modernisierung der Lösungen. Insgesamt werden Entwickler so von zahlreichen manuellen und repetitiven Schritten entlastet, sodass sie sich auf die Aspekte der Softwareentwicklung fokussieren können, die wirklich ihren Einfallsreichtum und ihre Kreativität erfordern.

Der Entwickler im Zentrum – auch bei Low-Code

Eine steigende Automatisierung der Softwareentwicklung wird zum zentralen Erfolgs- und Wirtschaftlichkeitsfaktor. Angesichts dessen ist die Nutzung von Low-Code geradezu alternativlos. Dass sich entsprechende Technologien zunehmend in Unternehmen etablieren, beobachtet auch Gartner und prognostiziert etwa in seinem „Magic Quadrant for Enterprise Low-Code Application Platforms“ von 2021, dass bereits 2025 70 Prozent aller neuen Unternehmensanwendungen mithilfe von Low-Code- oder No-Code-Technologien entwickelt werden.
Sorgen, eines Tages vollständig durch eine Softwareplattform ersetzt zu werden, müssen sich Entwickler allerdings nicht machen. Im Gegenteil: Gerade weil durch Low-Code-Plattformen ihre Produktivität stark steigt und sie somit nicht nur Anfragen aus dem Unternehmen schneller und effizienter erfüllen können, sondern auch freie Kapazitäten haben, die IT-Lösungen des Unternehmens aktiv weiterzuentwickeln und damit ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern, werden sie gefragter, beliebter und relevanter für ihre Unternehmen denn je.
Quelle: Paulo Rosado
 Paulo Rosado ist CEO und Gründer von OutSystems


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