Editorial 12.08.2019, 00:00 Uhr

Abgekupfert

Die Softwarebranche macht uns alles nach. Was sich seit Jahrzehnten bei Tageszeitungen und Magazinen bewährt hat, wird gnadenlos abgekupfert.
(Quelle: dotnetpro)
Beispiel Abomodell: Für die Verlage zumindest in Deutschland sind Abonnements das A und O. Statt nie zu wissen, wie viele Hefte einer Ausgabe sich verkaufen werden, sorgt der Abostamm für vorab kalkulierbare Mengen und Umsätze. Im Gegenzug erhält der Kunde das Magazin nicht nur kostenlos nach Hause geliefert, sondern auch noch einen Rabatt.
Spätestens mit der Cloud hat sich dieses Modell auch in der Softwarebranche breitgemacht: Statt wie früher ein Paket Software mit Datenträger und Dokumentation zu kaufen, bucht man heute einen Service, der unbegrenzt läuft, sich aber jederzeit kündigen lässt.
Beispiel Releasezyklen: Früher wurden zu Beginn eines Releasezyklus die Anforderungen an die neue Version festgelegt. Und solange diese Anforderungen nicht umgesetzt waren, gab es auch keine neue Version. Hätte die Windows-Mannschaft vier Jahre für die Implementation gebraucht, hätte Windows 98 den Namen Windows 99 getragen.
Inzwischen gehen viele Hersteller – darunter auch Microsoft – dazu über, fixe Zeitpunkte für neue Versionen festzulegen. Die eingebauten Features richten sich dann danach, welche zu diesem Zeitpunkt fertig sind. Verzögert sich ein Feature, ist es in einem Release nicht enthalten.
So machen wir es schon seit Anbeginn der Zeit:

Die Drucktermine und der Umfang
einer Ausgabe stehen fest.

Allein die Inhalte lassen sich anpassen. Und so schafft es eben ein Artikel nicht mehr in eine Ausgabe und muss in die nächste geschoben werden, weil der Autor zu spät liefert oder er einfach nicht mehr hineinpasst.
Beispiel Bananensoftware: Die wird unfertig, also mit Bugs ausgeliefert und reift beim Kunden. Der Vorteil liegt in der früheren Verfügbarkeit der Software. Der Nachteil natürlich in den Fehlern, die noch enthalten sind. Häufige Updates sind die Folge, die vielleicht sogar erzwungen und zur Unzeit kommen.
Bei uns ist das selbstverständlich nicht so, und hier enden auch die Gemeinsamkeiten. Einmal gedruckt, können wir nichts mehr am Heft ändern. Nur die Inhalte des Online-Auftritts lassen sich korrigieren. Rein hypothetisch. Denn die Notwendigkeit dafür kommt überhaupt gleich gar nicht niemals nie vor ... Also gut, manchmal schon.
Viel Spaß mit der Just-in-Time-dotnetpro
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro
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