highQ 17.09.2018, 16:37 Uhr

Quality Function Deployment: Der richtige Methodenmix

Bei der Entwicklung von Software kommt es regelmäßig vor, dass Produktmerkmale dynamisch an veränderte Bedingungen angepasst werden müssen. Ein bewährtes Verfahren, um solche Änderungsprozesse systematisch zu steuern, ist Quality Function Deployment (QFD). Bei einem QFD Best Practice Workshop diskutierte ein international zusammengesetztes Expertenteam, welcher Methodenmix am meisten Erfolg verspricht.
Was ist technisch machbar? Was will der Kunde? Und was ist wirtschaftlich tragfähig? Bei der Entwicklung von Produkten ist es nicht immer einfach, die verschiedenen, oft auch gegensätzlichen Perspektiven angemessen zu berücksichtigen und in Einklang zu bringen. „QFD ist ein Werkzeug, um unterschiedliche Aspekte quantifizierbar zu machen“, erklärt Dr. Andreas Helferich, Projektleiter und Berater bei highQ. „Wir wenden das Verfahren seit vielen Jahren an und haben uns deshalb sehr gefreut, dass wir Gastgeber des diesjährigen QFD-Workshops sein durften.“ Insgesamt 16 Teilnehmer aus Forschung und Industrie, darunter Glen Mazur als internationale „Voice of QFD“ und andere anerkannte QFD-Experten, tauschten sich bei der Zusammenkunft in Freiburg zu Methoden und Erfahrungen aus.
Quality Function Deployment, kurz QFD, stammt ursprünglich aus Japan und ist seit den 1990er-Jahren auch in Europa als Verfahren zur kundenorientierten Produktplanung etabliert. Seit Ende 2015 ist es zudem in der ISO-Norm 16355 mit dem Titel Anwendung von statistischen und verwandten Methoden für neue Technologie und für den Produktentwicklungsprozess als internationaler Standard definiert. Die systematische Vorgehensweise von QFD soll sicherstellen, dass während des Entwicklungsprozesses Feedback von allen beteiligten Akteuren berücksichtigt und die Produktdefinition entsprechend nachgeführt wird. Im QFD-Jargon spricht man auch von der „Voice of the Customer“, also den Aussagen der Kunden (Auftraggeber und Nutzer des Produkts), denen die „Voice of the Engineer“ (vor allem seitens der Entwicklungsingenieure, aber auch Marketing und Support) gegenübergestellt wird.
Unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen
„Alle diese Akteure haben ihre eigene Perspektive und gewichten bestimmte Produktmerkmale unterschiedlich. Am Anfang einer Entwicklung ist oftmals auch dem Auftraggeber nicht völlig klar, was er eigentlich will“, weiß Andreas Helferich aus eigener Erfahrung. „Umso wichtiger ist es, dass wir nicht stur ein einmal festgelegtes Pflichtenheft abarbeiten, sondern die Anforderungen dynamisch an veränderte Erkenntnisse und Situationen anpassen. Das wirklich zum konkreten Kunden und seiner Aufgabenstellung passende Produkt entsteht sozusagen erst bei der Entwicklung, auch wenn es oft auf bewährten Standardbausteinen aufbaut.“
Bei highQ legt man daher großen Wert auf das Feedback der Kunden und Nutzer. So gibt es für Anwendungen wie das Fahrgeldmanagementsystem „Ticket Office“ regelmäßige Anwendertreffen, bei denen Vorschläge aufgenommen, nach den Regeln von QFD bewertet und gegebenenfalls priorisiert werden. Auf diese Weise fand beispielsweise ein Modul zur automatisierten Abrechnung von Schülertickets Eingang in das nächste Software-Release. „Die hohe Akzeptanz des neuen Moduls bei weiteren Anwendern war eine Bestätigung für unsere systematische Vorgehensweise“, konstatiert Josue Schade, Leiter der Entwicklung und des Qualitätsmanagements bei highQ.
Den richtigen Methodenmix finden
Im Zentrum des highQ-Workshops stand die Frage, wie sich weitere Methoden mit ähnlichen Zielsetzungen (zum Beispiel Agile Development, Design Thinking, User Experience) sinnvoll mit QFD verknüpfen lassen. Dadurch sollen zum Beispiel Aspekte wie der Produktnutzen aus Sicht der Anwender („User Stories“) sowie der Wirtschaftlichkeit („Voice of the Business“) stärker zum Tragen kommen. Ein Ergebnis des Freiburger QFD-Workshops war daher das Vorhaben, in einem Arbeitskreis zu untersuchen, wie man ein integriertes, erweitertes Methodenspektrum für eine flexible, „agile“ Produktentwicklung schaffen kann.
Neben aller Systematik und Statistik geht es bei QFD und ähnlichen Methoden aber auch – und vielleicht vor allem – um Kommunikation, wie Josue Schade betont: „Wichtig ist, dass alle am Prozess Beteiligten ein gemeinsames Verständnis von ihrem Produkt entwickeln. Nur so können wir die Entwicklung auf die wirklich wesentlichen Aspekte fokussieren und damit den Erfolg des Produktes sichern.“


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