Editorial 18.09.2023, 00:00 Uhr

Und ewig lockt das Neue

Mal wieder was Neues. Klar, warum nicht. Und ab in Teufels Küche.
(Quelle: Sebastian Scharnagl)
Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, Sie sind Ingenieur in einer Firma, die Schrauben herstellt. Es gibt eine nicht unerhebliche Menge an Schraubentypen und sicher auch immer wieder Anforderungen an neue Modelle. Aber mal ernsthaft: Der Tag muss ganz schön langweilig sein. M24, V2-Stahl, 355 Millimeter lang, Sechskantkopf. Das ist doch Standard.
Und können Sie sich vorstellen, in Ihrer Freizeit aus Spaß an der Freude im Web nach tollen neuen Schraubenmodellen zu recherchieren? Also mir fällt das schwer.
In was für einem großartigen Bereich sind wir da unterwegs. Es ist nicht nur so, dass es keine zwei Tage gibt, in denen dieselben Aufgaben auf einen warten. Klar, es soll Software entwickelt werden – aber jede Zeile, jede Methode, jede Anforderung ist anders. Selbst nach Feierabend lockt die Softwareentwicklung mit so unglaublich vielen Open-Source-Projekten da draußen, dass man sich 24/7 nur mit der Softwareentwicklung beschäftigen könnte. Keinem muss langweilig werden, „weil sich ja nichts tut“.

Im Gegenteil:
Wir können uns doch vor Verlockungen kaum retten.

Hier ein neues Tool, das unbedingt ausprobiert werden muss. Dort ein neues Framework, das die Arbeit so viel einfacher machen könnte. Jenes Snippet muss man auf jeden Fall testen – es könnte ein lange ungelöstes Problem endlich abschließen.
Die größte Gefahr liegt darin, sich zu verzetteln. „Svelte? Geiles Teil, muss ich probieren.“ Und schon ist man dem Neuen auf den Leim gegangen und vertändelt unglaublich viel Zeit, ohne irgendwie produktiv zu sein. Denn mit JavaScript war man ja noch nie so richtig warm und funktionale Programmierung liegt einem auch nicht. Aber Svelte verheißt so viel Gutes …
Aber wo liegt die Alternative? Die neuen Technologien links liegen lassen? Den Verlockungen widerstehen?
Nein, bloß nicht. Bewahren Sie sich Ihre Neugier! Probieren Sie Frameworks aus. Testen Sie Tools auf ihre Brauchbarkeit. So fördern Sie nicht nur weiterhin ­Ihre Motivation. Nein, Sie lernen jeden Tag dazu, auch wenn Svelte – oder was auch immer – gerade nicht in Ihrem Projekt verwendet wird. Probieren Sie aus, lernen Sie – die dotnetpro unterstützt Sie dabei.
Viel Spaß mit der dotnetpro
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro
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