Editorial 16.11.2020, 00:00 Uhr

Wenn nichts mehr geht

Gereizt? Keinen Bock mehr auf Technologie, auf Compiler, Code oder irgendwelche Tools, die nicht das machen, was sie sollen?
(Quelle: Sebastian Scharnagl)
Ich jedenfalls werde jetzt Gärtner und arbeite nur noch mit Lowtech. Rechen, ­Hacke und Schaufel statt Notebook, Entwicklungsumgebung oder Publishing-System. Meist reift diese Gemütsstimmung auf dem fruchtbaren Boden schief­gelaufener Aktivitäten: Das Projekt kompiliert nicht oder extrafiese async-Fehler lassen sich partout nicht aufspüren. Oder wenn einfach die Luft raus ist und einen das Projekt, an dem man gerade arbeiten muss, nur noch anödet.
In meinem Fall wäre ein Kandidat dafür, einen schwierigen Text aufzubereiten, der aus einer Sprache ins Deutsche übersetzt werden muss, die ein bisschen, aber nicht ganz anders als Deutsch ist. Auslöser sind gerne aber auch die allseits beliebten Verwaltungstätigkeiten, die nicht nur Arbeitszeit, sondern auch den ein oder anderen Nerv rauben.
Gepaart mit zu wenig Schlaf, zu viel Alkohol oder Unfrieden zu Hause wird daraus eine ausgewachsene Sinnkrise. Wie lässt sich diese nur überwinden?

Interessanterweise bringt mich in so einer Situation
genau Technologie wieder auf Spur.

Eine neue Bibliothek hier, ein mir unbekanntes Tool dort. Schnell ein neues Projekt anlegen, mit NuGet die Bibliothek einbinden und ein bisschen rumprobieren. Aber nur fünf Minuten. Nein, im Ernst: Wirklich nur fünf Minuten.
Die Zahl mag schlussendlich stimmen, allein die Maßeinheit hört eher auf den Namen „Stunde“. Als Folge des Schlendrians haben sich die Verwaltungstätigkeiten – unbeobachtet, wie sie waren – kräftig vermehrt. Recht geschieht es mir.
Egal. Hauptsache, der Spaß an der Arbeit ist wieder da. In so einer Stimmung sind auch die miesesten Verwaltungstätigkeiten eine Sache weniger Minuten – und ja, hier stimmt die Einheit.
Wenn es nur nicht die Fälle gäbe, in denen die Bibliothek nur Compilerfehler wirft oder das Tool nach der Installation nicht starten will. Beides Mal ist die logische Konsequenz, sich gleich morgen einen anderen Job zu suchen – beispielsweise als Gärtner. Wir sehen uns auf dem Rübenacker.
In der Hoffnung, dass Ihnen die dotnetpro die Motivation bringt, die Ihnen Ihren Job versüßt, verbleibe ich
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro und Frustrationszeitgärtner
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