Editorial 13.01.2020, 00:00 Uhr

Ein Herz für Kunden

Kunden sind nervig, lustig und im besten Fall von der für sie geschriebenen Software begeistert. Sie sind eben so – kundig.
(Quelle: Sebastian Scharnagl)
Kunden wollen die Datenbank lieber rosa, weil das natürlich viel mehr Docker pro Bit gibt. Kunden wollen alles gestern und davon viel. Kunden sind der Schmerz im Nacken der Entwickler. Kurz: Sie sind der Antrieb für sie.
Und natürlich sind Kunden nie mit dem zufrieden, was sie haben. Sie wollen mehr Performance, mehr bessere User Experience und mehr Features. Ganz besonders aber wollen sie dieses eine, ganz spezielle Feature, mit dem sie ihre Arbeit doch so viel schneller absolvieren können. Blöd nur, dass diese Funktion bereits seit vielen Versionen Teil der Software ist. Unfassbar – Kunden eben.
Früher dachte ich auch so, bis eine Begebenheit mich milder gestimmt hat. In unserem Artikelproduktionssystem ließ sich ein Artikel nicht mehr einchecken. Eine Fehlermeldung zeigte an, dass eine Box falsch zugeordnet war.
Doch auch das Löschen der Box brachte keine Lösung. Also Ticket ins Bugtrackingsystem einstellen und ein paar Stunden warten. Dann kam die heiß ersehnte Antwort: „Das ist ein bekanntes Problem, zu dem es im Wiki unter diesem Link die passende Lösung gibt.“
Wir haben ein Wiki? Es gibt zu dem Fehler einen Eintrag?

Wiki gelesen, Lösung angewendet, Problem gelöst.

Aber sowas von geschämt.

Ich muss zugeben, dass ich ein bekennender Nicht-Doku-Leser bin. Dokumentation ist nur etwas für Weicheier. Echte Kerle oder Kerlinnen probieren aus und finden selbst heraus. Jetzt hatte ich die Quittung für meine Ignoranz.
Die Idee, wegen so etwas die Dokumentation in Form des Wikis zu lesen, war zu abwegig. Dabei war das Wiki super aufbereitet und gegliedert: Problembeschreibung, Lösung, Tipps, Screenshots.
Ich ziehe aus diesem Vorfall folgende Lehren:
  • Learning eins: Lebenslanges Lernen gilt nicht nur für Entwickler, sondern auch für Anwender. Dummerweise sind wir nur in der einen Rolle Entwickler. In einer anderen sind wir Anwender und nutzen Software, mit der wir uns auskennen sollten.
  • Learning zwei: Der Hang zur Mutterprogrammiersprache ist sicher eine Folge davon: der Wunsch danach, sich in einem Bereich perfekt auszukennen, um schneller Lösungen zu finden.
  • Learning drei: Ich studiere das Wiki und die Doku sofort. Also gleich morgen. Oder in den Ferien, denn dann habe ich mehr Ruhe dafür ...
Viel Spaß mit der dotnetpro!
Tilman Börner
Chefredakteur dotnetpro
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