Architektur 03.08.2022, 07:19 Uhr

Wie eine Flow-Architektur eine neue Generation von Unternehmen unterstützt

In den letzten zwei Jahren gab es für Unternehmen in allen Branchen nicht nur beispiellosen Umwälzungen, auch die Verbrauchern wurden anspruchsvoller und unberechenbarer. Flow-Architektur kann helfen, geschäftskritische Daten schneller und besser zu bewegen.
(Quelle: dotnetpro)
Angesichts der komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten mit ihrem Partner-Ökosystem benötigen moderne Unternehmen eine Möglichkeit, Informationen in Echtzeit über Unternehmensgrenzen hinweg auszutauschen.
Zudem hat die Coronapandemie deutlich gemacht, dass die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit manchmal eine schnelle und radikale Veränderung dieses Ökosystems erfordert, beispielsweise durch den Austausch von Echtzeitdaten mit neuen Partnern, die widerstandsfähiger, einfallsreicher oder innovativer sind.
In vielerlei Hinsicht ist das vergleichbar mit der „Gig Economy“, die unser Leben, Reisen und Arbeiten verändert. Menschen schrecken vor langfristigen Verpflichtungen wie dem Besitz eines Autos zurück und fahren stattdessen mit Uber überall hin. Sie verzichten auf einen Vollzeitjob und verkaufen ihre Fähigkeiten und ihre Zeit als Uber-Fahrer oder über Online-Marktplätze für Freiberufler wie Fiverr. In der Geschäftswelt von heute, die sich ständig weiterentwickelt, werden Unternehmen davon profitieren, wenn sie ihre Funktionen und Dienstleistungen jeweils einer wechselnden Gruppe von vertrauenswürdigen Partnern zur Verfügung stellen – oder sie von ihnen abrufen.
Der geschäftliche Nutzen einer solchen Arbeitsweise liegt auf der Hand. Aus Sicht der Softwarearchitektur und der Integration ist die Umsetzung dieser Vision auf Unternehmensebene aber gar nicht so einfach.

Ereignisorientiertes Denken und „Flow“

Eine maßgebliche Idee zur Lösung dieser Herausforderung stammt von dem Softwareentwicklungsexperten James Urquhart, den der MIT Technology Review und die Huffington Post zu den zehn einflussreichsten Personen im Bereich Cloud Computing zählen.
Urquhart erklärt: „Die Softwareentwicklung nutzt heute Ereignisse und Streaming-Daten und optimiert damit nicht nur das Zusammenspiel von Technologien, sondern auch die Art und Weise, wie Unternehmen miteinander interagieren, um die Anforderungen der Kunden zu erfüllen. Dieses Phänomen, das wir als „Flow“ bezeichnen, besteht aus Mustern und Normen, die bestimmen, welche Aktivitäten und verbundenen Daten zwischen den Beteiligten über das Internet ausgetauscht werden."
Dieser Flow ist die ereignisgesteuerte Integration zwischen Organisationen unter Verwendung von Standardmethoden, um:
  • relevante Echtzeit-Informationen zu identifizieren,
  • das Format und den Kontext von Veranstaltungen zu verstehen,
  • sichere und zuverlässige Konnektivität aufzubauen.
Hier gibt es eine deutliche Parallele zum World Wide Web: So wie Entwickler ihre App schnell mit der Google-Maps-API verbinden können, um eine Wegbeschreibung zu integrieren, werden Softwarearchitekten und Anwendungsentwickler künftig in der Lage sein, Ereignisströme anzuzapfen, die von Partnern zur Verfügung gestellt werden, um Echtzeitinformationen und interaktive Dienste in ihre Geschäftsprozesse, Entscheidungsfindung und Kundeninteraktionen einzubinden.
Die hierfür erforderlichen Technologien werden immer ausgereifter, und es besteht die Hoffnung, dass Standards den „World Wide Flow“ als neue Methode definieren werden, mit der Unternehmen ihr Ökosystem optimal integrieren. In dem Maße, in dem sich der Datenfluss auf der Grundlage gemeinsamer, herstellerunabhängiger Standards etabliert, werden Kosten, Zeit und Aufwand für die Echtzeitintegration drastisch sinken. Das schafft die Basis dafür, dass Unternehmen die Echtzeit-Datenströme nutzen, um ihre Innovation, Kreativität, Kundenservice und ihre Rentabilität zu maximieren. Ohne kundenspezifische Softwareentwicklung oder umfangreiche manuelle Eingriffe auf Echtzeit-Ereignisse zuzugreifen, wird dann normal sein – und ganz selbstverständlich vorausgesetzt.

Den Weg zum World Wide Flow ebnen

Wie können Unternehmen ihrer Zeit voraus sein und schon heute, während der World Wide Flow sich noch entwickelt, einige seiner Vorteile nutzen? Einen guten Vorgeschmack auf den World Wide Flow bekommen Sie, wenn Sie Schlüsseltechnologien einsetzen, die offene Standards unterstützen:
  • Ereignis-Streaming auf Unternehmensebene mit einem „Event Mesh“. Es handelt sich dabei um ein Netz von miteinander verbundenen Ereignis-Brokern, die Ereignisse innerhalb eines Unternehmens schnell, dynamisch und sicher nach außen weiterleiten. Da es keine einheitliche Methode für die Kommunikation von Echtzeit-Ereignissen gibt, sollten die Event-Broker mehrere nicht-proprietäre Standards unterstützen, um maximale Konnektivitätsoptionen zu bieten.
  • Ein Event-Management-Toolset wie ein Event-Portal zur Unterstützung der effizienten Gestaltung, Entwicklung und Verwaltung von Echtzeit-Events für interne und externe Kunden.
  • Ein Event-Gateway, das die Identifizierung und Bereitstellung von Echtzeitinformationen für autorisierte externe Parteien automatisiert.

Verbesserung der Flugsicherheit mit einem Flow-Vorreiter

Die Federal Aviation Administration (FAA) der Vereinigten Staaten hat von der Flow-Architektur viele Strukturen übernommen, um mit diesem „Pre-Flow“ die Flugverkehrskontrolle zu modernisieren. Die Luftfahrtbehörde setzt ein ereignisgesteuertes System namens SWIM (System-Wide Information Management) ein, um Echtzeitinformationen an Systeme in den Vereinigten Staaten weiterzugeben.
Zahllose Beteiligte und Partner, wie Fluggesellschaften, Flughäfen und andere Luftfahrtbehörden, können sich in diesen Strom von Ereignissen einklinken, um SWIM-Daten in Echtzeit zu erhalten, falls sich die Bedingungen ändern und bestimmte Ereignisse eintreten sollten.
Ob es sich um die Belegung von Gates an einem Flughafen, die Position von Flugzeugen am Himmel oder das Wetter in einer Region handelt: Externe Partner verfügen immer über die neuesten Informationen, ohne sie anfordern zu müssen. Obwohl die FAA durch den Mangel an Standards für die Bereitstellung und Erkennung eingeschränkt wird, zeigt sich hier die Leistungsfähigkeit der Flow-Architektur, wenn auch nur in einer begrenzten Form.
Der Autor hat auch mit einem Hersteller zusammengearbeitet, der den „Flow“ der ereignisgesteuerten Architektur nutzt, um Informationen wie Bestands- und Versandaktualisierungen zusammen mit Daten über Transaktionen wie Großhandelsbestellungen und Einzelhandelsverkäufe in Echtzeit zwischen seinem riesigen Netzwerk von Betriebsgesellschaften, Herstellern, Logistikpartnern, Groß- und Einzelhändlern auf der ganzen Welt fließen zu lassen. So kann das Unternehmen bei einer veränderten Nachfrage seinen Bestand und seine Ressourcen dynamisch dorthin verlagern, wo sie gerade gebraucht werden.

Go with the Flow: ereignisgesteuerte Geschäftsabläufe

Unternehmen aller Branchen können ihr bestehendes Partner-Ökosystem bereits jetzt mit den Anfängen einer Flow-Architektur ausstatten und sich damit für künftige umfassendere Implementierungen aufstellen. In den nächsten zehn Jahren, in denen Geschäftsabläufe, globale Lieferketten und kritische Daten zunehmend dezentralisiert werden, wird ein ereignisgesteuerter, Flow-fähiger Ansatz für die Integration von entscheidender Bedeutung sein, um einen kontinuierlichen Strom von Ereignissen im gesamten Unternehmen sicherzustellen.
Quelle: Jesse Menning
Jesse Menning
hilft Unternehmen aller Art bei der Entwicklung von Integrationssystemen, die eine ereignisgesteuerte Architektur und Microservices nutzen, um herausragende Leistung, Robustheit und Skalierbarkeit zu bieten. Vor seiner Tätigkeit bei Solace unterstützte Jesse Menning als unabhängiger Berater Unternehmen bei der Entwicklung von Anwendungsinfrastrukturen und Middleware-Systemen rund um IBM-Produkte wie MQ, WebSphere, DataPower Gateway, Application Connect Enterprise und Transformation Extender.
Jesse Menning hat einen BA-Abschluss am Hope College und einen Master-Abschluss an der University of Michigan erworben und ist für die Technologien von Boomi und Mulesoft zertifiziert. Wenn er nicht gerade die schnellsten, robustesten und skalierbarsten Enterprise-Computing-Systeme der Welt entwickelt, beschäftigt er sich gern mit Hockey, Skifahren und Schwimmen.


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