Low-Code 23.03.2022, 14:54 Uhr

So gelingt die Integration von Low-Code in Geschäftsprozesse

Plötzlich sollen in der Domäne versierte Mitarbeiter Software selbst zusammenklicken, die Ihnen bei Ihrer Arbeit hilft. Ob das gelingt, hängt entscheidend von der Unternehmenskultur ab.
(Quelle: dotnetpro)
Digitale Transformation, Fachkräftemangel und eine sich ständig weiterentwickelnde sozial- und gesellschaftspolitische Umgebung: Unternehmen stehen vor zunehmenden Herausforderungen. Der Bedarf an Software für innovative interne und externe Projekte steigt stetig. Die Aufgaben der IT-Abteilungen werden immer vielseitiger und wichtiger, um die internen Abläufe sicherzustellen. Durch den hohen Digitalisierungsgrad im Privatleben erwarten Anwender auch im geschäftlichen Umfeld eine schnelle Lösungsumsetzung, um agil und flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können. Die IT-Abteilungen treten zunehmend als interne Service-Dienstleister und Problemlöser auf. Doch aufgrund des Mangels an Fachkräften, vor allem qualifizierten Entwicklern, fehlen oft die personellen Ressourcen, um Anwendungen zeitnah zu erstellen, zu testen, zu betreiben und zu warten. Als Konsequenz werden sie vielerorts von den Abteilungen selbst – und ohne Absprache mit dem IT-Personal – entwickelt.
Neben den Herausforderungen durch den digitalen Wandel und den Fachkräftemangel müssen Unternehmen auch gesellschaftliche Veränderungen bewältigen, die sich direkt auf die Firmenkultur auswirken. Dieses System aus gemeinsamen Werten, sozialen Normen und Denkweisen bietet Orientierung und Halt. Es bestimmt, wie Mitarbeiter Entscheidungen treffen, wie sie miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Die Unternehmenskultur bildet damit die Grundlage, um unternehmerische Ziele zu erreichen sowie die Mitarbeiterzufriedenheit und das Retention Management zu erhöhen. Eine offene Unternehmenskultur kann zudem dazu beitragen, digitale Projekte agil und flexibel umzusetzen. Und sie fördert den Einsatz moderner Kollaborationstechnologien und neuer Arbeitsweisen, was wiederum die IT-Abteilung entlastet.

Low-Code-Plattformen fördern die Kollaboration

Moderne Softwareentwicklungstechnologien ermöglichen Arbeitsteilungsmodelle, die vor Jahren noch unvorstellbar waren, und bieten Lösungen für aktuelle Herausforderungen. So unterstützt eine Low-Code-Plattformen die Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen eines Unternehmens und entlastet dabei die IT. Ihre logisch aufgebaute, visuelle Oberfläche mit Drag-und-Drop-Funktionen ermöglicht es Mitarbeitern, die über keine fundierten Programmierkenntnisse verfügen, Applikationen im Baukasten-Prinzip für verschiedene Anwendungszwecke zu erstellen, die mit den IT-Strukturen des Unternehmens konform sind. Die vorkonfigurierten Bestandteile sind getestet und erzeugen standardisierten Quellcode. Dadurch sinkt die Fehlerquote, und die Qualität steigt. Zudem lassen sich die Bausteine problemlos für andere Applikationen wiederverwenden. Die Anwendungsideen müssen weder in abstrakte Programmierbefehle übersetzt noch in zeitaufwendigen Prozessen an die IT kommuniziert werden.

Die IT-Abteilung gibt den Rahmen vor

Die IT-Abteilung stellt die Low-Code-Entwicklungsplattform zur Verfügung und legt die Rahmenbedingungen zu ihrer Nutzung sowie die Governance-Richtlinien fest. Sie wählt für die Nutzung der Plattform die geeigneten Fachbereiche und Mitarbeiter aus, bestimmt, wie viel Entwicklungsfreiraum den sogenannten Citizen Developern zusteht, und vergibt die entsprechenden Berechtigungen. Neben dieser verwaltenden Rolle unterstützt die IT bei Bedarf im Anwendungstest oder im Betrieb. Auf diese Weise entstehen multidisziplinäre Teams aus unterschiedlichen Abteilungen. Durch die Kollaboration von Governance-Experten, Citizen Developern und Testnutzern lassen sich prozessuale Silos auflösen und anwendungsgerechte Applikationen erstellen, die optimal an gegebene Arbeitsabläufe, spezielle Anforderungen oder Kundenwünsche angepasst sind. Die App-Entwicklung wird beschleunigt – das verkürzt die Time-to-Market erheblich und senkt die Projekt- und Entwicklungskosten. Außerdem werden IT-Kapazitäten für andere Aufgaben und Projekte frei. Damit unterstützen Low-Code-Plattformen die digitale Transformation des Unternehmens, fördern die Zusammenarbeit und wirken dem Fachkräftemangel entgegen. Geschäftsprozesse werden zukunftssicherer, agiler und effizienter.

Vertrauen, klar definierte Strukturen und Kommunikationswege, offene Fehlerkultur

Um eine Low-Code-Plattformen optimal in die Arbeitsprozesse zu integrieren und ihr Potenzial voll auszuschöpfen, muss die Firmenkultur von Agilität, Flexibilität und Kollaboration geprägt sein. Im gesamten Unternehmen sollte die Bereitschaft bestehen, sich auf offene und neue Arbeitsprozesse einzulassen und Kontrolle abzugeben. Unter dieser Voraussetzung trägt Low Code nicht nur zum unternehmerischen Erfolg bei - die gesamte Unternehmenskultur kann nachhaltig profitieren. Die Fachbereiche haben genug Gestaltungsfreiraum, um ihre Anwendungsideen eigenverantwortlich umzusetzen. Nach einem einführenden Training ist der Citizen Developer in der Lage, eigenständig Applikationen zu entwickeln, und muss sich nur in Ausnahmefällen an die IT wenden. Traditionelle Prozesssilos werden aufgebrochen, sich sonst ferne Abteilungen tauschen untereinander Ideen aus und entwickeln gemeinsam.
Das funktioniert allerdings nur, wenn Vertrauen in die Fähigkeiten der Citizen Developer besteht und klar definierte Strukturen und Kommunikationswege vorhanden sind. Wichtig ist auch eine offene Fehlerkultur, in der Rückfragen und die Bitte nach Unterstützung als Möglichkeiten zur Weiterentwicklung gesehen werden. Hierfür ist ein intensives Heranführen (Enabling), in dem das notwendige Wissen zur Technologie und Vorgehensweise vermittelt wird, die Grundlage. Nur so können die eingebundenen Mitarbeiter selbstbewusst und selbstbestimmt arbeiten, die bestmöglichen Anwendungen entwickeln und die Zeit- und Kostenvorteile der Low-Code-Plattform voll ausschöpfen. Von entscheidender Bedeutung ist auch eine offene und klare Kommunikations- und Kollaborationskultur. Nur durch eine intensive Zusammenarbeit der verschiedenen Fachbereiche und der Entwickler lassen sich fachübergreifende Herausforderungen und Potenziale identifizieren und entsprechende Anwendungsideen umsetzen. Das Teilen von Ansätzen und Erfahrungen spart Zeit und Geld, da es die Time-to-Market verkürzt und Arbeitsabläufe optimiert. Voraussetzung ist eine flexible und agile Sichtweise, um Anwendungen problemlos an die sich ständig ändernden Gegebenheiten anpassen zu können. Low-Code-Plattformen unterstützen dieses Mindset.
Immer mehr Organisationen erkennen, dass der Einsatz einer Low-Code-Entwicklungsplattform zu einem Wettbewerbsvorteil führt, da langfristig das gesamte Unternehmen davon profitiert: Business und IT rücken enger zusammen, Lösungen lassen sich schneller und agiler entwickeln. Auf diese Weise können Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenwirken und den digitalen Wandel weiter vorantreiben.
Quelle: Florian Rühl
Florian Rühl
, Vorstand der Simplifier AG , ist für die operative und strategische Ausrichtung von Vertrieb und Marketing zuständig. Dabei verfolgt er das Ziel, die Bekanntheit von Simplifier im europäischen Markt besonders bei SAP-Kunden zu steigern. Florian startete mit einer kaufmännischen Ausbildung, machte daraufhin seinen Betriebswirt, bevor es ihn in die USA zog, um seinen Bachelor im Bereich International Marketing in den USA zu absolvieren.


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