Technologieplanung 31.07.2017, 07:45 Uhr

„Welche Technologien helfen dabei, alle Anforderungen des Kunden bestmöglich zu erfüllen?“

"React oder Angular? Und wenn ja, was noch?" lautet der Titel der Keynote, die Linda Zeman auf der Web Developer Conference hält. dotnetpro sprach mit ihr über den richtigen Zeitpunkt der Technologiewahl.
Der Titel Ihrer Session auf der Web Developer Conference erinnert so ein bisschen an: „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“. Ist denn die Entscheidung für Angular oder React so kompliziert, dass Gefahr für die geistige Gesundheit besteht?
Linda Zeman: Nein, die Entscheidung ist nicht so kompliziert, dass Gefahr für die geistige Gesundheit bestünde. Allerdings ist sie auch nicht trivial.
Das Problem: Oft wird vor dem Projektstart schon die Entscheidung für eine Technologie getroffen, ohne überhaupt die Details des Projekts respektive der Anforderungen zu kennen. Und diese verfrühte Entscheidung orientiert sich in aller Regel an den Hypes oder einer persönlichen Vorliebe.
Deshalb darf zu Beginn niemals die Frage nach Angular oder React stehen. Stattdessen ist die Frage wichtiger: „Welche Technologien helfen dabei, alle Anforderungen des Kunden bestmöglich zu erfüllen?“ Das Ziel sollte immer sein, eine tragfähige und gleichzeitig flexible Architektur aufzustellen. Erreichen lässt sich das mit der Berücksichtigung passender Methoden und Konzepte. Die Entscheidung zwischen Angular oder React ist dann eher zweitrangig.
Könnten Sie je in einem Satz sagen, was die Besonderheiten von den beiden Frameworks sind?
Zeman: Nein, aber darum geht es in meinem Vortrag auch nicht. Stattdessen möchte ich ein Bewusstsein für die Wichtigkeit des gesamten Technologie-Stacks schaffen. Dieser muss sowohl strategisch, organisatorisch als auch technologisch die individuellen Anforderungen des Kunden adressieren.
Nur allein mit einem der beiden Frameworks ist es aber dann wohl nicht getan. Was fehlt denn?
Zeman: Genau. Denn eine Single Page Application muss mehrere unterschiedliche konzeptuelle Aspekte erfüllen. Allerdings deckt ein Framework allein (meistens) nicht alle konzeptuellen Aspekte ab, sondern nur einen Bruchteil. Dann ist es notwendig, weitere Frameworks und Bibliotheken mit in den Technologie-Stack aufzunehmen, die einerseits die Lücken schließen und andererseits die anderen perfekt ergänzen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Twitter Bootstrap oder AngularJS Material werden oft für die optische Gestaltung der Bedienoberfläche mit aufgenommen. Denn um diesen Aspekt kümmern sich React und Angular selbst nicht.
Und was raten Sie, wie man das Fehlende ausgleichen kann?
Zeman: Zunächst einmal müssen die zwingend gesetzten Frameworks und Bibliotheken begutachtet und überprüft werden, welche Aspekte sie abdecken. Dann gilt es, die Anforderungen des Kunden genau zu analysieren. Das schränkt den Kreis der potenziell in Frage kommenden weiteren Frameworks und Bibliotheken erheblich ein. Erst dann lassen sich solche Frameworks und Bibliotheken auswählen, die die Lücken schließen und zu einem finalen Technologie-Stack führen.
Führt denn für Single Page Anwendungen gar kein Weg mehr an solchen Frameworks vorbei?
Zeman: Meiner Meinung nach nicht. Natürlich lassen sich Single Page Applications auch ohne jegliche Frameworks entwickeln. Das erfordert aber Zeit und bedeutet unter Umständen, dass die Eigenentwicklung schnell veraltet und obsolet wird. Wieso also das Rad neu erfinden, wenn bereits viele gute Frameworks und Bibliotheken existieren, die die Zielerreichung vereinfachen? Natürlich hat man mittlerweile eher die Qual der Wahl, denn neben Angular oder React gibt es noch viele weitere Alternativen wie VueJS, EmberJS oder Dojo.
In meinem Vortrag werde ich deshalb die grundlegenden Konzepte darlegen, Entscheidungshilfen aufzeigen und vor allem auch deutlich machen, dass es nicht das eine richtige Framework gibt. Es gibt auch nicht den einen richtigen Technologie-Stack, der immer passt und eingesetzt werden kann. Vielmehr müssen Architekten/Entwickler stets abhängig von den Projekt- und Kundenanforderungen entscheiden.
Linda Zeman arbeitet seit fünf Jahren als IT-Consultant bei der msg systems ag im Bereich Applied Technology Research. Seitdem war sie bei mehreren größeren Projekten für Kunden aus unterschiedlichen Branchen (z.B. Automotive, Insurance, …) in der Front-End-Entwicklung beteiligt und hat sich dabei auf HTML5 und JavaScript-Technologien spezialisiert.
Dabei war Linda nicht nur als Softwareentwicklerin tätig, sondern hatte auch Aufgaben als Trainerin, Reviewerin und Team-Leiterin. Sie besitzt sehr gute Kenntnisse zu Themen wie HTML5, JavaScript, Testen von JavaScript Code, LESS (CSS), Node.js, Grunt und komponentenbasierte Client-Architekturen.
Auf der Web Developer Conference, die am 10. und 11. Oktober in München stattfindet, hält Linda die Opening Session mit dem Titel React oder Angular? Und wenn ja, was noch?.



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