Borland Essential Day 2013 07.11.2013, 00:00 Uhr

Tools allein machen nicht agil

Borland stellt Tools für den Software Development Lifecycle her. Auf der eintägigen Veranstaltung Borland Essential Day gestattete der Hersteller einen Einblick in die Umstellung des eigenen Prozesses von Wasserfall auf agil und die Probleme die damit einhergingen.
Für die Älteren ist der Name untrennbar mit Produkten wie Turbo Pascal, Delphi oder Borland C++ verbunden, die inzwischen bei Embarcadero gelandet sind. Die Jüngeren kennen Borland (http://www.borland.com/) als Hersteller von Tools für den Application Lifecycle oder wie es inzwischen heißt: Software Development Lifecycle (SDLC). Heute ist Borland eine Firma, die seit 2009 zu Micro Focus gehört und die mehrere Tools anbietet, die bei der Entwicklung von agilen Softwareprojekten helfen sollen.
Das sind Caliber für das Requirements Management, Silk Central für das Testmanagement. Letztere schließt sich mit Caliber kurz, um die Erfüllung der Anforderungen zu dokumentieren. Silk Portfolio überwacht Qualität und Performance einer Software und StarTeam verwaltet die Veränderungen, die aufgrund des agilen Ansatzes in einem Projekt anfallen. Agile Change Management heißt das im Fachjargon.
"Durch die Übernahme durch Micro Focus ist Borland dem Wechsel von rot-schwarzen Geschäftsjahresergebnissen entronnen", meint Christian Rudolph, Vice President von Borland auf dem Borland Essential Day in München. Das neue Haus biete eine größere Umgebung: Das an der London Stock Exchange gehandelte Unternehmen Micro Focus beschäftigt 1300 Mitarbeiter und macht einen Jahresumsatz von rund 450 Millionen US-Dollar.
"Anfangs hat Borland die Software noch nach dem Wasserfall-Modell entwickelt", sagt Thomas Krupa, Srum Master für das Silk-Central-Team am Standort Linz. "Doch dann wurde von ganz oben agiles Vorgehen verordnet." Das stieß bei einem Teil der Mitarbeiter zumindest auf Skepsis wenn nicht Ablehnung. "Manche fürchteten um ihren Job."
Mit dem Schwenk hin zu Agilität war auch eine Restrukturierung der Firma verbunden. Während vorher Qualitätssicherung (QA) und Entwicklung in zwei verschiedenen Stockwerken saßen, wurden diese beiden Abteilungen nun gemischt. "Jeder sollte für die Qualität der Software mitverantwortlich sein", erklärt Thomas Krupa.
Die Entwickler fingen an, Unit-Tests zu schreiben und der gesamte Build-Vorgang inklusive Tests wurde automatisiert. Während zu den Wasserfallzeiten ein Testlauf für die komplette Software bis zu drei Wochen dauerte, sind die Tests dank Automation heute innerhalb von 24 Stunden durchgelaufen.
Obwohl dieser Schwenk, im Zuge dessen auch Mitarbeiter Borland verlassen haben, sehr hart war, zeigt sich heute, dass die Entscheidung richtig war. Es gibt kein Scharmützel mehr zwischen QA und Development, die Anzahl an Releases hat sich verdoppelt, die Beziehungen zu den Kunden haben sich verbessert, da sie häufiger in Reviews eingebunden sind und der Planungs- und Administrationsaufwand hat sich reduziert.
"Ohne ein Coaching hätte die Umstellung nicht funktioniert", gibt Thomas Krupa zu. "Scrum und Kanban kann man nicht aus Büchern lernen. Das muss man leben." Deshalb hat sich Borland Dale Schumacher ins Haus geholt, der dann den Posten des Agile Process Evangelist bei Borland Software innehatte.
Auch die Einführung von Extreme Programming gehörte zum Maßnahmenkatalog für den Weg hin zur Agilität genauso wie Reviews und Refaktorisierungen.
Eine wichtige Voraussetzung das agile Vorgehen sind stabile Teams. Werden Teams permanent umbaut, sinkt seine Leistung immens ab.
Eine weitere ist das Abarbeiten der "technischen Schuld": Wer agil arbeitet, arbeitet kundengetrieben. Das heißt, er setzt Funktionen um, die der Kunde wünscht. Was ist aber mit den Funktionen, die für die Software wichtig sind, dem Kunden aber keine neue Funktionalität bringen, dem sogenannten technical debt?
Diese Pflege plant Borland alle vier bis fünf Sprints ein. Dadurch kommt die meiste Zeit Funktionalität für den Kunden auf die Straße aber die wichtigen Dinge wie Speicheroptimierung oder Thread-Reduzierung bleiben nicht liegen.
"Wer heute agil und mit Outsourcing arbeitet, kommt um Tools für die Verwaltung nicht herum", meint Christian Rudolph. Moderne Softwareprodukte seien meist ein Mix aus lokal Erhobenem und Gebautem und Modulen, die irgendwo anders in der Welt entstehen. Diesen Herausforderungen gerecht zu werden, bedürfe einer guten Organisation und modernster Hilfsmittel.
Auch Borland-Software entsteht an verschiedenen Orten. Mithilfe von Tools wie Skype, WebEx oder einer Videokonferenzlösung sind auch Reviews kein Problem mehr. [tib]
 
 



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