Fraunhofer 01.03.2018, 11:16 Uhr

Angewandte Forschung

Am 27. Februar 2018 erhielt die Mojin Robotics GmbH den auf 5000 Euro dotierten Fraunhofer-Gründerpreis 2017, den Fraunhofer Venture gemeinsam mit dem High-Tech Gründerfonds ins Leben gerufen hat.
Care-O-bot 4 als digitaler Verkaufsassistent Paul.
(Quelle: Foto: Mojin Robotics GmbH)
Mit dem Preis wird dieses Jahr ein Spin-off aus dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA ausgezeichnet, welches durch die Kombination von u.a. semantischen Dialogsystemen und Künstlicher Intelligenz einen Roboter entwickelt hat, der das Leben in verschiedenen Bereichen vereinfacht und so die Lebens- und Arbeitsqualität auf ein neues Level hebt. Intelligente Robotertechnologien sollen aus den Fabrikhallen in Alltagsumgebungen gebracht werden und Nutzern eine intuitive sowie natürliche Interaktion mit der Technik ermöglichen.
Immer mehr Robotertechnologien finden Einzug in unseren Alltag. Doch bisher existieren kaum Automatisierungssysteme außerhalb der Industrie. Mit der Technologie der Mojin Robotics GmbH werden diese in Alltagsumgebungen gebracht und können aufgrund ihrer Modularität ohne großen Entwicklungsaufwand passgenau auf eine kundenspezifische Lösung konfiguriert werden. "Unser Ziel ist es, die Technologie Care-O-bot 4 zu kommerzialisieren und mit dieser Prozesse im Dienstleistungssektor zu automatisieren. Dabei soll der Roboter das immer knapper werdende Fachpersonal unterstützen, indem er einfache Tätigkeiten übernimmt", berichtet Dr. Ulrich Reiser, Geschäftsführer der Mojin Robotics GmbH.
Die am Fraunhofer IPA in Stuttgart entwickelte Care-O-bot 4 Technologie ist vielfältig einsetzbar. Vor allem die plug & play Module, die hochwertigen Sensoren, die patentierten Kugelgelenke, die dem Roboter eine hohe Agilität verleihen und die multimodale Inputmöglichkeit machen die Robotertechnologie einzigartig. Der Serviceroboter findet bereits Anwendung im Bereich Smart Services zum Beispiel als Verkaufsassistenz, als Museums-Guide sowie bei der Patientenversorgung. Aber auch für die Bereiche Smart Home und Smart Industry sind zahlreiche Einsatzgebiete denkbar, zum Beispiel als allgemeine Haushaltsunterstützung oder in der automatisierten Logistik. "In Zeiten radikaler Technologieveränderungen entstehen immer sehr viele neue Unternehmen. Das war schon vor 200 Jahren so. Aus meiner Sicht erleben wir im Moment eine zweite Gründerzeit. Der Erfolg der deutschen Wirtschaft hängt davon ab, wie gut wir sie gestalten. Mojin Robotics ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie man es über langfristige Technologieentwicklung schafft, etwas in den Markt zu bringen und Erfolg zu haben. Das Fraunhofer IPA ist mit 25 Ausgründungen ein ausgesprochenes Gründerinstitut, weil hier der Technologietransfer in die Industrie eine enorm hohe Priorität hat" , so Professor Thomas Bauernhansl, Leiter des Fraunhofer IPA, über die Kommerzialisierung der Technologieplattform. Mit Care-O-bot 4 möchte Mojin Robotics langfristig eine Roboterplattform etablieren, auf der vielfältige intelligente Services für verschiedene Branchen laufen können.
Dr. Alex von Frankenberg, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds: "Wir sehen vor allem im Dienstleistungssektor ein sehr großes Potenzial. Der Fachkräftemangel in diesem Bereich wird sich in den kommenden Jahren immer mehr zuspitzen. Dem könnte durch mobile Serviceroboter entgegengesteuert werden. Mit dem Team der Mojin Robotics GmbH möchten wir neue Anwendungsfälle erschließen und damit die Servicerobotik revolutionieren." Care-O-bot 4 durfte sich bereits im stationären Elektronikhandel beweisen. Als Verkaufsassistent hatte der Roboter mit dem Namen Paul stets den Überblick und kannte das gesamte Sortiment. Ohne menschliches Zutun hilft er Kunden bei der Produktsuche: "Man hat einfach besseren Kontakt und kann dem halt einfach alles sagen", so ein Kunde. Paul zeigt hierbei nicht nur Humor, sondern stellt sich auch individuell auf den Kunden ein. Durch sein User-zentriertes Erscheinungsbild, seine freundliche Sprache und vertrauenserweckenden Augen bekommt er seine eigene Persönlichkeit und kann sich über seine Kamera oder die Gesichtserkennungssoftware individuell auf den Kunden einstellen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz kann er die allgemeine Empfindungslage von Konsumenten erfassen und diese in der Kommunikation berücksichtigen. Auch ein gut besuchtes Einkaufscenter stellt durch die Fähigkeit räumlicher Orientierung kein Problem dar. Dank verschiedener Sensoren kann der mobile Helfer seinen Mitmenschen oder auch Gegenständen ausweichen. Paul überzeugte sogar schon eine international hochkarätig besetze Jury und ging als Gewinner des EHI Awards 2017 in der Kategorie "Best Customer Experience" hervor. Der Individualität des Roboters sind kaum Grenzen gesetzt. Und auch wenn Paul mal nicht weiter weiß, lässt er sich automatisch durch menschliche Verkäufer unterstützen und überbrückt die Wartezeit durch ein kleines Tänzchen.


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