Fraunhofer IBP 02.05.2018, 15:51 Uhr

Konzentrierter arbeiten dank Sound Masking

Rund 40 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten im Büro und berichten von Reizüberflutung, Ablenkung und Stress. Studien zufolge nehmen Büroarbeiter vor allem die Akustik als Störfaktor wahr. Wie sich diese Einflüsse reduzieren lassen, demonstrieren Fraunhofer-Forscher auf der MS Wissenschaft. Sound Masking lautet das Zauberwort.
Raum- und Arbeitsplatzgestaltung haben maßgeblichen Einfluss auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit, dies ist wissenschaftlich längst bewiesen. Dennoch erfüllen – trotz normgerechter Ausführung – viele der rund 17 Millionen Büroarbeitsplätze in Deutschland die Bedürfnisse moderner Arbeitsanforderungen nicht. Normen garantieren in der Regel nur eine Mindestqualität. Fragt man Menschen in Büros nach ihrer Zufriedenheit, stehen akustische Umgebungsbedingungen ganz oben auf der Beschwerdeliste.
»Die aktuell angewandten Kenngrößen aus Richtlinien und Normen zur raumakustischen Konditionierung von Büroflächen gewährleisten keine ausreichend und wahrnehmbar gute akustische Qualität«, sagt Noemi Martin, Wissenschaftlerin am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart. Die störenden Einflüsse im Büro fordern kreative und innovative Lösungen. Mit Sound Masking (Geräuschüberdeckung) bieten Martin und ihre Kollegen vom Fraunhofer IBP eine Technologie zur Verbesserung der akustischen Umgebungsbedingungen. Dabei wird störendes Hintergrundsprechen durch das Einspielen neutraler Schallsignale (Rauschen) zielgerichtet überlagert. Sound Masking soll die empfundenen Störungen durch irrelevanten Sprachschall reduzieren, die Leistungsfähigkeit steigern und das Privatheitsempfinden der Mitarbeiter erhöhen.
Mit dem Raumlabor für ganzheitliche Wirkungsforschung haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer IBP eine Testumgebung geschaffen, in der sie den Zusammenhang zwischen negativen Wirkfaktoren in der Arbeitsumgebung und gesundheitlicher sowie leistungsbezogener Beeinträchtigung und Minderung des Wohlbefindens untersuchen. Dieser Zusammenhang gilt aber nicht nur für Büroräume, sondern auch für vergleichbare Räume in Bildungseinrichtungen, Krankenhäusern und anderen Gebäuden.
Auf der MS Wissenschaft 2018 können Besucher die Zusammenhänge zwischen akustischem Komfort und Leistungsfähigkeit in Büro- und Schulumgebungen selbst erfahren. An dem dort installierten Büroarbeitsplatz wird eine Arbeitsaufgabe in Form eines Gedächtnistests implementiert, der sensitiv für Störungen durch Hintergrundsprechen ist. Die Besucher bearbeiten den Test. Zeitgleich werden über Kopfhörer verschiedene Hintergrundgeräuschkulissen dargeboten, die die Leistungsfähigkeit während der Aufgabenbearbeitung in unterschiedlicher Weise beeinträchtigen. Die Besucher erhalten unmittelbar Feedback über ihre Fehlerrate in den einzelnen Bedingungen. Somit wird die unterschiedliche Wirkung verschiedener Geräuschkulissen sowie das Potenzial von Sound Masking erlebbar.


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